Vor allem aber erwarten wir Ihre Bereitschaft, die vier klassischen Richtertugenden Gerechtigkeit, Weisheit, Mäßigkeit und Tapferkeit in Zusammenarbeit mit uns anzustreben. Denken Sie immer daran, dass es selbst in den spröden und formalen Disziplinen unseres Faches stets um den Menschen in seinen Ordnungen zum Mitmenschen und zur Gemeinschaft geht.“

Durch die Tübinger Studienjahre wurden für meinen weiteren Lebenslauf immer weitere Türen aufgestoßen: Nach dem ersten Staatsexamen bekam ich durch die Empfehlung des Raiser-Lehrstuhls meine erste Stelle an der Universität Konstanz, wo ich bei Friedrich Kübler promovierte. Ein anderer meiner Konstanzer Chefs, Hein Kötz, wurde später Direktor des Hamburger Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht und gab mir die Möglichkeit, dort eine zeitlang zu arbeiten. Wohlwollende und hinsichtlich meiner Qualifikationen vermutlich maßlos übertriebene Gutachten einiger meiner akademischen Lehrer und Chefs brachten mit ein Auslandsstipendium und einen Studienplatz an der Yale Law School ein. Den großen Bruder, den ich immer hätte haben wollen, fand ich auch, und zwar unter meinen Referendarskollegen in Konstanz: Eine Freundschaft fürs Leben. Der wiederum brachte mich damals völlig unsportlichen Flachländer zum Bergsteigen, was nicht nur zu einer langjährigen Leidenschaft sondern zum Türöffner für weitere Freundschaften – auch noch in meiner Stuttgarter Anwaltszeit – wurde. Als Anwalt begann ich 1980 u. a. auch deshalb in Stuttgart, weil ich mir damals nicht vorstellen konnte, weiter als 2 Autostunden von den Alpen entfernt zu leben. In der Kanzlei, in die ich 1980 eintrat, bin ich heute noch. Mein Rechtsgebiet, das geistige Eigentum, unterrichtete derweil in Tübingen ein anderer Raiser-Schüler, Ulrich Bälz. Nachdem er emeritiert wurde, bekam ich dafür im Jahre 2000 zunächst einen Lehrauftrag und 2006 die Honorarprofessur. So schloss sich der Kreis.

Außer meinem Geburtstag hat kein Tag mein Leben so beeinflusst wie der im Mai 1969, als ich mit meiner schlesischen Großmutter und einem klapprigen R 4 einen Ausflug von Böblingen nach Tübingen machte.

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